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Als eine grundsätzlich wichtige und neue Aufgabe erkannten die Thaeterschaffenden seit Anfang der fünfziger Jahre die bewußte Hinwendung zum Publikum Arbeiterklasse. Unter der Herrschaft des Bürgertums war der Theaterbesuch Teil seines Bildungsprivilegs. Dieses zu durchbrechen, die wehrtätigen Menschen aus den Großbetrieben der Stadt und ihrer weiteren Umgebung für den Theaterbesuch, für die Bereicherung ihres Lebens durch Kunsterlebnisse zu gewinnen, mochte anfangs als Akt der Wiedergutmachung eines alten Unrechts erscheinen. Es wurde mehr. Im Kontakt zu den Arbeitern in den Betrieben veränderte sich das Bewußtsein der Künstler, veränderte sich das Theater. Um nur ein Beispiel zu nennen: Seit der Grundstein für den Industriegiganten “Schwarze Pumpe” gelegt wurde, fanden bis heute ungezählte Begegnungen mit den Erbauern und später mit den Betreibern des Werkes statt. Und aus jedem Gespräch gingen die Theaterleute um Realitätserfahrung bereichert und über sie nachdenkend an ihre Arbeit zurück. Heute verbinden feste Vereinbarungen und freundschaftliche Beziehungen Werktätige aus der “Schwarzen Pumpe” und Theaterkünstler in gemeinsamer Grundhaltung zu einem gemeinsamen Ziel.

Theater der Stadt Cottbus

Das hier Gesagte läßt sich auf andere Betriebe und Bereiche unserer gesell- schaftlichen Wirklichkeit übertragen.
In den fünfziger und sechziger Jahren wurden in der DDR die Grundlagen zum Aufbau des Sozialismus geschaffen. Das Theater beteiligte sich an dieser Ent- wicklung. Die tiefgreifenden Ver- änderungen in der Landwirtschaft fanden ihren Niederschlag u.a. in den Stücken von Helmut Sakowski. Andere neue Werke nahmen Stellung zum industriellen  Aufbauwerk. Gleichviel, wie wir heute manche dieser “Produktionsstücke” literarisch bewerten - Autoren und Theaterleute engagierten sich für neue

Themenstellungen, und mit dem Publikum gab es heiße Diskussionen.
Mit Beginn der siebziger Jahre standen neue Fragen auf der Tagesordnung. Es ging und geht in der gesellschaftlichen Entwicklung und in der Kunst um moralische und ethische Wertvorstellungen, die im Sozialismus das Bild des Menschen prägen müssen. Dabei leisteten sowjetische Autoren Schrittmacherdienste. Das ist auch der Gesichtspunkt, unter dem uns, im Musiktheater und im Schauspiel, die Werke des nationalen Erbes und der Weltklassik neu wichtig werden. Die antifaschistischen Traditionen und der Kampf um Frieden und Abrüstung sind in diesen Spielplanlinien als bekennende und aktivierende Momente enthalten. Mit diesen inhaltlichen Fragestellungen begegnen sich die Theaterschaffenden zunehmend mit dem Publikumsinteresse. Einen besonderen Impuls erhielt die Theaterarbeit in Cottbus zu Beginn der achtziger Jahre mit der Rekonstruktion des Großen Hauses. Theaterleitung und Ensemble stellten sich der Herrausforderung, die fünfjährige Übergangszeit in der Interimsspielstätte “Haus der Bauarbeiter” durch fordernde und anspruchsvolle Spielplangestaltung optimal zu nutzen, um die Wiederaufnahme der Arbeit im neuerstandenen Theater mit einem gefestigten und weiterqualifizierten Ensemble und mit wirkungsvollen Inszenierungenbeginnen zu können. Das gelang, und so gelang es auch, das Publikum weiter an das Theater zu binden.
Von den achtzig Jahren seiner Existenz arbeitet das Cottbuser Theater 43 Jahre lang im Zeichen einer neuen gesellschaftlichen Entwicklung. Im Dienste seines Publikums befindet es sich gegenwärtig in einer wichtigen Etappe des Ringens um immer höhere Qualität seiner künstlerischen Leistungen und damit um wirkungsvolleres Eingreifen in den Prozeß des Aufbaus der entwickelten sozialistischen Gesellschaft.

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